Die Crux mit dem Stern

Kategorie: Kurzmeldungen Erstellt: Donnerstag, 31. März 2022 Drucken

Eine Provinzposse der besonderen Art. Ein Künstler verschafft sich Aufmerksamkeit, indem er behauptet, Opfer einer antisemitischen Tat zu sein. Selbst nach der Aufklärung der Wahrheit wird er von seinen Anhängern noch immer als Opfer gefeiert.

davidstern ofarim leipzig hotel

Vor einem halben Jahr hatte ein relativ unbedeutender Sänger den Mitarbeiter eines Leipziger Hotels des Antisemitismus bezichtigt (und angezeigt), der Mitarbeiter habe ihn unfreundlich dazu aufgefordert, eine Kette mit Davidstern abzunehmen ("Pack deinen Stern wieder ein"). Daraufhin erhob sich im Netz ein tosender Shitstorm gegen das Hotel und den Mitarbeiter. Die Auswertungen von Zeugenaussagen und Videoaufzeichnungen der Sicherheitskameras ergaben jedoch, dass der Sänger eine solche Kette gar nicht sichtbar trug. Nun wird gegen den Sänger ermittelt und eine Anklage steht bevor.

Bei aller Sympathie, die ich für den jüdischen Glauben und die jahrtausendealte Mystik hege, frage ich mich dann doch, wes Geistes Kind man sein muss, um mit offensichtlichen Falschbehauptungen solche öffentlichen Reaktionen wider besseren Wissens zu erwirken. Sollte es zu einer Anklage kommen, wird der Sänger dann sicherlich behaupten, er habe mit seiner Verleumdungsaktion nur symbolisch auf den Antisemitismus hinweisen wollen oder ähnlicher Quark. Ausreden halt, weil der große Coup in die Hose ging.

Ich frage mich oft, warum Leute so gern in die Opferrolle des verfolgten, schutzbedürftigen Juden schlüpfen, wie hier notfalls auch mit einer Lüge. Fühlen solche Menschen sich als viel beachtetes Opfer und umsorgter Geschädigter dann besser? Ist es die Aufmerksamkeit, die der Künstler suchte?  Dumm ist halt nur, dass dies zu Lasten des Hotels und des Angestellten ging, denn was einmal in der Zeitung stand ...

Vielleicht überlegen sich auch einige selbsternannte Internet-Verteidiger Israels sich an dieser Stelle einmal, wie schnell sie auf den Anti-Antisemitismuszug aufspringen und vollkommen unreflektiert ihren Hass ins Netz spülen. Kurioserweise wird von den Unterstützern Ofarims nun behauptet, ihn verbal anzugehen sei "victim blaming" - und das, wo der Mann offensichtlich gar kein Opfer ist, sondern Täter.

Doch diese unreflektierte, auf Hörensagen und Befindlichkeiten basierende Art und Weise, das eigene Dafürhalten als "Meinung" deklariert ins Netz zu speien ist wohl ein Zeichen der Zeit.

Herr Ofarim!

Eine Frage. Oder zwei. Die Menschen, von denen Sie sich irgendwie drangsaliert fühlen, behaupteten stets (und tun es immer noch), dass Juden verschlagen seien, dass sie lügen und betrügen.

  • Denken Sie, dass Sie mit Ihrer Aktion dem Judentum einen besonderen Dienst erwiesen haben?
  • Wem haben Sie wohl das Wasser auf die Mühlen gegossen?
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